Fern im Land liegt das Land
Danketsweiler, 3. April. Fern im Land liegt das Land. Die Alpenkette nur unscheinbar im Hintergrund, bis die Berge wirkungsvoll, majestätisch, aus dem Dunst hervor treten. Auftritt: Die Ferne. Von hier oben aus ist der Horizont endlos.
Tagsüber ist die Ferne abwesend, nur der Ort hier ist. Ein Anderswo gibt es nicht. Die Welt ist hier. Gegenwart. Frühsommer.
Das Lesen, noch dazu unter freiem Himmel, weitet die Zeit. Eine Fläche von Buchstaben, der Rhythmus der Worte, der whitespace dazwischen: Tor zu Dimensionen, die jenseits des Tatsächlichen, jenseits des Papiers liegen. Sinnlichkeit durch das Buch: ein Raum in der Zeit lässt die Möglichkeiten des Augenblicks erfahren.
Im Unterschied zur Musik: wo ein Song oder auch nur eine Abfolge von Klängen die Wahrnehmung nach der je eigenen Dynamik formt und, im Rhythmus der jeweiligen Erzählung, verzeitlicht, bringt ein Wort die Wahrnehmung zum Stillstand, auf den Punkt. Text wirkt in die Tiefe mehr als in die Breite, verlangsamt das Geschehen, macht es porös, durchlässig, hin zu Ebenen der Gleichzeitigkeit.
Momente später die Stimmen der Kinder in den Beeten. Zwischen Dort und Hier ein Zwischenraum, der Nähe stiftet, Freiheit lässt. Die unendliche Offenheit der Gegenwart an einem Sonntag Nachmittag.
Der Puls der Stadt, erhitzte Elektronik, all das: anderswo.