Lightseekers
Ich gebe zu, dieses Buch macht es einem nicht einfach. Eine chaotisch anmutende Handlung, ein unentwirrbares Dunkel, in das über lange Zeit wenig Licht fällt, trotz all der Bemühungen des Psychologen Dr. Philip Taiwo – all das macht Lightseekers, diesen Thriller aus dem Herzen Afrikas, zu keiner leichten Kost. Aber vermutlich ist das ein Teil des Deals: ein Kriminalroman, der inmitten des Chaos von Nigeria spielt, darf mich als mitteleuropäischer Leser schon auch mal in Verständnisprobleme stürzen. Denn irgendwie folgt hier nichts der vertrauten Logik, nichts ist, wie es scheint.
Der Fall liegt schon eine Weile zurück: drei junge Studenten werden von einem Mob verfolgt und grausam hingerichtet. Die auf Video aufgezeichnete Hinrichtung fand tatsächlich statt, und das Video war für den Psychologen Femi Kayode der Anlass, mit diesem Debütroman eine Thriller-Reihe um einen ungewöhnlichen Ermittler zu beginnen.
Taiwo, spezialisiert auf Massenpsychologie und Gewalt, reist im Auftrag des Vaters eines der Opfer in die kleine Universitätsstadt, um die Hintergründe zu der brutalen Tat aufzudecken. Was er nicht weiß: dass er in ein Vexierspiel von Rätseln gerät, aus dem es kaum ein Entrinnen zu geben scheint – und dass die Stadt nach wie vor im Aufruhr ist, scheinbar nur auf einen Anlass für die nächste Gewalteruption wartend.
Kayode, der selbst in Nigeria und England studiert hat, gibt seinem Ermittler ebenso eine Identität zwischen den Kulturen mit: auch Taiwo war lange im Ausland und muss das kulturelle und politische Chaos des von Bürgerkrieg und Korruption geschüttelten Landes erst (neu) kennenlernen. Seine eigene Fremdheit ist somit eine gute Grundlage, um das Chaos für uns Leser*innen zu übersetzen. An seiner Seite blättert man sich nun atemlos durch die Thrillerhandlung, die – entgegen dem Titel – lange Zeit nur eine Richtung kennt: ins immer Dunklere, Verstörendere.