Bei Salma zu Hause

Kennt ihr Salma? Dieses aufgeweckte Mädchen, das in Damaskus geboren wurde und nun in Hamburg auf die Schule geht? Das sich eigentlich ziemlich wohl fühlt in Deutschland, sich aber regelmäßig den Kopf zerbrechen muss über Dinge, die einfach nicht in ihren Kopf wollen?

Falls ihr Salma nicht kennt, dann ist es ganz einfach: im Orlanda Verlag sind mittlerweile drei Bücher über Salma aus der Feder des syrisch-kanadischen Autoren Danny Ramadan auf Deutsch erschienen, die in die gar nicht so beschauliche Welt von Salma und ihrer Familie entführen. Eine Welt voller Problemen, Spannungen und Fragen, die für ein Kind sagenhaft groß anmuten – und doch (leider) mittlerweile ganz alltäglich sind.

Bei Salma zu Hause

Liebevoll illustriert von Anna Bron, erzählt der erste Band davon, wie es Bei Salma zu Hause aussieht. Aber „Zuhause“ – was heißt das schon? Das Zuhause von Salma und ihrer Mutter heißt seit fast zwei Jahren Hamburg, und Hamburg, so findet Salma, ist ein „schönes neues Zuhause“. Der Hafen, die Möwen, das Schlittschuhlaufen im Winter … Dann geschieht, worauf Salma so lange gewartet hat: ihr Papa darf aus Syrien nachkommen. „Baba wird bald hier sein, und er wird alles toll finden“, freut sich Salma. Aber was wenn nicht?

Danny Ramadan: Bei Salma zu Hause. Aus dem Englischen von Lisa Kögeböhn. Illustrationen von Anna Bron. Orlanda Verlag 2024
Danny Ramadan: Bei Salma zu Hause. Aus dem Englischen von Lisa Kögeböhn. Illustrationen von Anna Bron. Orlanda Verlag 2024

Bald ist er da, aber natürlich ist das alles nicht so einfach, wie es sich Salma gewünscht hat. Denn es gibt eben noch das andere Zuhause, die zurückgelassene Heimat, die wie eine Gewitterwolke über der kleinen Familie hängt: Sehnt sich Baba nicht eigentlich nach Damaskus zurück? Kann er Hamburg überhaupt schön finden? Salma, dieses Mädchen mit dem großen Herz und dem wachen Kopf, strengt sich über alle Maßen an, ihrem Baba die neue Heimat schmackhaft zu machen. Und umso mehr sie sich anstrengt, umso schwieriger wird es.

Danny Ramadan erzählt in kindgerechter, warmer Sprache eine Geschichte, die fast zu groß scheint für seine kleine Protagonistin: darüber, wie schwer das ist mit dem Ankommen in einem fremden Land, welche emotionalen Konflikte mit dem Verlassen der Heimat, mit Flucht und Neubeginn verbunden sind  – und darüber, dass wir Menschen mehr als eine Heimat haben können. Eine Heimat aber brauchen wir, und die ist im besten Fall unsere Familie.

Das englische Original, das vom Heimischwerden in Vancouver erzählt, heißt: Salma makes a home. Besser kann man nicht auf den Punkt bringen, wie das geht mit dem Ankommen.

Salma schreibt ein Buch

Zwei weitere Bücher über Salma sind seit 2024 erschienen: Da ist zum einen Salma, die syrische Köchin. Und, ganz neu: Salma schreibt ein Buch. Der Titel führt zunächst auf die falsche Fährte. Salma möchte nämlich ein Buch darüber schreiben, „wie man eine gute große Schwester wird“. Ja, Salmas Mama ist schwanger. Salma will sich optimal auf ihre neue Rolle vorbereiten – und zerbricht sich wieder einmal den Kopf. Da hat sie die Idee mit der selbst geschriebenen Anleitung – allein die Irrungen, Wirkungen und Erkenntnisse aus diesem Buchprojekt wären genug Stoff für ein Buch. (Und praktischerweise findet sich am Ende des Buches ein Schreibratgeber für kleine Schreiberlinge.)

Aber leider ist das Familienglück getrübt, denn auch der Bruder von Salmas Mutter lebt mittlerweile in Hamburg – zusammen mit seinem Mann. Neue Spannungen tun sich auf, und Salma versteht die Welt nicht mehr. Warum kann sich Mama nicht für den Onkel freuen? Warum kann man nicht gemeinsam feiern? Das Glück über die neue Schwester tritt in den Hintergrund. Aber es ist Salmas Buchprojekt, das bei der Lösung dieses Konflikts eine wichtige Rolle spielen wird…

Danny Ramadan: Salma schreibt ein Buch. Aus dem Englischen von Lisa Kögeböhn. Illustrationen von Anna Bron. Orlanda Verlag 2025
Danny Ramadan: Salma schreibt ein Buch. Aus dem Englischen von Lisa Kögeböhn. Illustrationen von Anna Bron. Orlanda Verlag 2025

Ramadan erzählt zusammen mit der Illustratorin Anna Bron optimistische Geschichten, in denen Konflikte gelöst werden können, Menschen miteinander reden und sich gemeinsam Wege finden lassen. Kinder, allen voran Salma mit ihren wachen Fragen und ihrer Lebenslust spielen dabei eine wichtige Rolle. Ihr solltet sie kennenlernen.