Einfach Weike
Nicht perfekt, aber genau richtig
Ihre Eltern sind mit Weike gerade aus Berlin nach Lütjenhausen gezogen. Der Start ist holprig. Nicht nur dass der Möbelwagen eine Panne hat und das Haus, in dem bis zuletzt Papas Eltern wohnten, einfach nur sehr leer ist. Am ersten Schultag landet Weike direkt auf einem Platz in der ersten Reihe, und dann soll sie sich auch noch selbst vor der neuen Klasse vorstellen! Ihre beste Freundin Minh fehlt ihr, das Landleben stinkt, Weike möchte am liebsten gleich wieder weg – und überhaupt: Anschluss zu finden fällt wohl nicht nur einem Mädchen in der 6. Klasse schwer.
“’Sei einfach du selbst’, hat Mama gesagt, aber was bedeutet das überhaupt?“
Auf wundervoll leichte Art erzählt Regina Feldmann in Einfach Weike eine Geschichte von der Anstrengung dazuzugehören und von den Schwierigkeiten, dabei zu sich selbst zu stehen. Es ist eben gar nicht immer so leicht, einfach man selbst zu sein.
Da sind zum Beispiel die Angels, Stella, Sophie und Sofia, die mit Glitzer und hübschen Kostümen ziemlich coole Tanzeinlagen hinlegen. Und Weike kennt ein paar coole Moves aus Berlin! Also unternimmt sie einiges, um von den drei recht abgehobenen Mädchen anerkannt zu werden. Gleichzeitig lernt sie Tuba und Hinnerk kennen, die der „Glitzerfraktion“ ziemlich ablehnend gegenüberstehen. Warum nur? Dafür stehen sie Meike immer wieder verlässlich zur Seite – ebenso wie eine merkwürdige alte Frau, die meist so schnell wieder verschwunden ist, wie sie irgendwo auftaucht.
Von Geburtstagsparty bis Lesenacht: in diesen ersten Wochen in Lütjenhausen passiert eigentlich gar nicht viel. Eigentlich. Denn es sind ganz alltägliche Situationen, auf die Regina Feldmann genau draufschaut. Dank ihres ruhigen, genauen Erzählens sehr nah an ihrer Protagonistin braucht sie gar nicht viel an Ausschmückung und Dramatik, um die ziemlich aufreibenden Kämpfe von Weike erfahrbar zu machen. Denn Weike, die so krampfhaft versucht, das Richtige zu machen und sich keine Schwäche zu geben, kontrolliert und reflektiert jeden ihrer Schritte – nur um dann im Zweifel doch in das nahe liegende Fettnäpfchen zu treten.
Dass niemand von einem erwartet, alles richtig zu machen: das verstehen ja selbst Erwachsene nur schwer. Und Weike: die ist, so der Untertitel des Buches, nicht perfekt, aber genau richtig, wie sie erst nach einigem Auf und Ab herausfinden wird. Irgendwann nämlich, ganz anders als gedacht, wird sie angekommen sein.

Einfach Weike, mit Kapitel-Vignetten von Laura Rosendorfer, ist ein schmales Büchlein, das sich ziemlich flott lesen oder auch vorlesen lässt: denn nicht nur (angehende) Teenager*innen, sondern durchaus auch deren Eltern, dürften der Handlung und den Figuren voller Interesse folgen. Natürlich fiebert man – auch als Erwachsene*r – auf jeder Seite mit, dass es Weike gelingt, in ihrer neuen Heimat anzukommen.