40 Dinge und ein paar mehr
Fastenzeit 2024
Die christliche Fastenzeit vor Ostern, die Passionszeit, nähert sich dem Ende. Es ist seit Jahren eine meiner liebsten Zeiten im Jahr – nicht nur wegen des erwachenden Frühlings. Nein, ich reihe mich ein in den Trend und lege mir jedes Jahr von neuem ein paar Fastenvorhaben auf, die ich mal mehr, mal weniger gut erfülle.
Doch dieses Jahr war etwas anders. Kein wirkliches Fastenvorhaben war in Sicht. Zum einen habe ich mittlerweile in meinem Leben auf vieles verzichtet, was lange unverzichtbar schien. Zum anderen habe ich, u.a. dank der Bücher von Frank Berzbach und Jürgen Sammet, ein Vertrauen in meinen Glauben gefunden, der mich sanft und sicher durch die Tage trägt, ganz gleich, ob Fastenzeit oder nicht. Seit geraumer Zeit lebe ich in tiefer Gelassenheit aus dem Bewusstsein, dass ich nichts tun muss für die Gegenwart Gottes. Darüber habe ich gerade auch einen längeren Artikel geschrieben. Nein: du brauchst kein Projekt aus dir zu machen, um ein besserer Mensch zu sein oder besser zu leben. Im Gegenteil.
40 Dinge zu tun …
Dann lag da dieses Buch auf meinem Schreibtisch: 40 Dinge, die du ausprobieren musst, bevor du aufhörst zu glauben.
Okay, gerade überhaupt nicht meine Situation. Ich glaube, fest und ruhig und voller Dankbarkeit. Vom Aufhören keine Spur. Und ich muss schonmal gar nichts… Aber mit 40 Übungen bietet sich diese andere Art von „Glaubenskurs“ geradezu an für die 40tägige Fastenzeit – und schon hatte ich mein Fastenvorhaben. Tobias Sauer und Lisa Menzel bezeichnen diese, mit zahlreichen anderen Autoren zusammengetragenen Übungen als „Abschiedsrunde“: eine Art Rundreise durch die christliche Tradition (und einige angrenzende), getragen von der Frage: Wie helfen dir Übungen aus der religiösen Tradition, innezuhalten, die Welt wahrzunehmen und Beziehungen bewusst gestalten zu können? Gott ist dabei eigentlich nur eine Randfigur. Viel eher geht es um alltagstaugliche Spiritualität. Religion zeigt sich in vielerlei Form, aber immer als Unterbrechung, als Verlangsamung, als Abstandnehmen. Und so finden sich hier zahlreiche Übungen, die helfen, den Autopiloten auszuschalten, das Herz, die Sinne, die Umgebung wahrzunehmen.
Ich gebe zu: ich habe meinen eigenen, zu Beginn skizzierten Reiseplan nicht eingehalten. Manche Übungen fand ich toll (einen Moment am offenen Fenster zu genießen etwa), andere gehören einfach schon zu meinem Alltag (Tagebuch, Stille, Morning Pages), mit anderen werde ich einfach nicht fertig (sich selbst in der Musik hören), für andere fehlte mir dann doch schlicht die Zeit (der Fotowalk oder das bewusste Verirren in der Stadt). Ich werde wohl immer wieder in dem Buch blättern und einige Übungen hervorkramen, während ich andere getrost weiterhin links liegen lasse. Denn, und das ist mein einziger Einwand gegen diese prall gefüllte Arbeitsbuch: Es verleitet zu einem Eifer der Pflichterfüllung und des Abhakens – doch Glauben hat nichts mit To-Do-Listen zu tun.
… und noch ein paar kleine Lebensstil-Änderungen
Und noch ein Buch hat mich durch diese sieben Wochen begleitet, und ich bin noch lange nicht fertig mit ihm: So verlassen Sie das Hochdruckgebiet, verspricht Dr. med. Ursula Kreuzberger und wendet sich damit an Bluthochdruck-Patienten (wie ich es einer bin). Nun bin ich kein Dauerleser von medizinischen Ratgebern, und solche hatten auch in diesem Blog bisher keinen Platz, doch Bluthockdruck ist nun mal weit verbreitet und ziemlich gemein, so dass ich meine ersten Erfahrungen mit diesem Ratgeber gern teilen möchte.
Den ganzen ersten Teil („Bluthockdruck – die wichtigsten Fakten“) habe ich noch gar nicht gelesen, weil mich die Empfehlungen im praktischen zweiten Teil so sehr interessierten: Ernährung, Bewegung, Atemmeditation, Stresslevel, Schlaf usw. Die Autorin empfiehlt, immer nur eine Änderung in Angriff zu nehmen und erst einmal eine Weile durchzuhalten, bevor man sich mit der nächsten beschäftigt, und so habe ich mich im Grunde mit Fragen der Ernährung auseinandergesetzt: DASH-Diät, Kochsalzreduktion, kalorienbewusste Ernährung, viel Obst und Gemüse, wenig Fleisch… So richtig neu ist das alles nicht, aber Frau Kreuzberger hat bei mir eine Ernährungswende ausgelöst, die sich gewaschen hat – und für sehr viel Lebensfreude sorgt. Ich bin gespannt auf die nächsten Kapitel dieses Ratgebers.
Einen Wermutstropfen hat das ganze allerdings: Das Buch scheint irgendwie am Lektorat vorbei veröffentlicht worden zu sein. Da sind nicht nur grobe sprachliche und Rechtschreib-Fehler im fertigen Buch, auf den gut 200 Seiten tummeln sich vor allem so viele Wiederholungen der immer gleichen Aussagen, dass man an der eigenen Intelligenz zu zweifeln beginnt. Grundlegende Erkenntnisse und Handlungsratschläge mehrfach zu wiederholen, mag didaktisch nicht ganz unbegründet sein, aber so oft??? Hätte man auf die vielen Wiederholungen verzichtet, wäre das Buch um einiges schmaler und besser lesbar geworden. Aber auch so ist es eine Empfehlung für alle, die noch etwas an ihrem Leben ändern möchten.
Dieses Jahr war etwas anders. Und das werde ich beibehalten.