Über die Berechnung des Rauminhalts III
Der 18. November ist in meinem Lesejahr mittlerweile eine feste Größe: es ist der Tag, an dem ich in Gedanken zu Tara Selter zurückkehre, die mittlerweile schon drei Bücher lang in 18. November feststeckt, im ersten Buch ganz in der Nähe ihres Mannes, der sich dennoch unweigerlich von ihr entfernt, im zweiten Buch auf Reisen quer durch Europa, den Jahreszeiten hinterher. Wie sich aus der Wiederkehr des ewig Gleichen, aus der Wiederholung eines Tages, Stoff für nicht nur ein oder zwei sondern mittlerweile fünf Bücher schöpfen lässt, nötigt einigen Respekt gegenüber der dänischen Autorin Solvej Balle ab, die für Über die Berechnung des Rauminhalts nicht unverdient einige Preise erhalten hat. Auf Deutsch ist dieses Jahr der dritte Band ihres Romanprojekts erschienen.
Mit diesen jeweils gleich betitelten Büchern geht es mir mittlerweile wie mit einer gern gesehenen Serie: Jeder neuen Staffel fiebert man entgegen, nachdem die erste Staffel einen umgehauen hat. Schafft das die neue Staffel auch? Bleibt sich die Serie treu? Was ändert sich? Kommen etwa neue Figuren hinzu?
Dass nach zwei Büchern nun tatsächlich ein neuer Mensch den auf 24 Stunden reduzierten Kosmos von Tara Selter betreten würde, zeichnete sich als Cliffhanger schon am Ende von Band II ab: „Er heißt Henry Dale, und ich brauche ihm nicht zu erzählen, dass die Zeit stehen geblieben ist. Er weiß es.“ Das kommt nach den ersten zwei Bänden, die letztlich sehr strengen Regeln unterlagen und auf die allein in ihrer Zeit gefangene Antiquarin fokussiert waren, einer Revolution gleich. Und während die ersten beiden Bände ihren Reiz aus dieser erzwungenen Reduktion gewannen, aus der Langsamkeit, Dichte, Tiefe und ein leiser, melancholischer Witz erwuchsen, verändert sich mit Über die Berechnung des Rauminhalts III die Dynamik. Was diesen Band für mich zum bisher schwächsten der Reihe macht. Für Serienjunkies: in Staffel 4 entscheidet sich dann, ob man an der Serie dran bleibt.
Es ist im Grunde vorhersehbar: nachdem ein Mensch in Selters Leben getreten ist, der das Gleiche erlebt wie sie, ist die Tür offen für weitere. Im Laufe des Romans versammelt sich ein kleines Grüppchen von Menschen in einer alten Villa in Bremen. Sie haben ein Projekt: die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Dafür wird jede Menge hin- und hergefahren in diesem Band, und zum ersten Mal störe ich mich an dem, was ja im Grunde seit Band I Grundprinzip dieses Projektes ist: der Wiederholung.